Am Anfang .........

 

Im März 1966 trafen sich in der Gaststätte Haus Schaake in Dortmund-Lütgendortmund 21 pferdebegeisterte Männer, um ihrem gemeinsamen "Steckenpferd" auch in der Öffentlichkeit die richtige Geltung zu verschaffen und einen Verein zu gründen. Dieser Gründungsversammlung waren monatelange Diskussionen über die richtige Art des Zusammenschlusses vorausgegangen. Der Kreis der Gründungsmitglieder bestand vor allen aus Ponyfreunden.

Das Jahr 1966 stand noch ganz am Anfang der stürmischen Entwicklung der Reiterei zum Volkssport. Die traditionellen Reitervereine herkömmlicher Prägung sahen etwas hochmütig auf die Ponyreiterei herab. Die Liebhaber kleiner Pferde wurden nicht für voll genommen. Ein wesentlicher Grund für die Gründung dieses Vereins war auch die Schaffung von Unterstellplätzen für Pferde, da nicht jeder Pferdefreund die Möglichkeit hatte, sein Pferd oder Pony im eigenen Stall am Hause unterzubringen.Die Gründungsmitglieder kamen aus der näheren und weiteren Umgebung von Lütgendortmund, z. B. aus Castrop-Rauxel, Bochum-Linden, Herdecke, Wattenscheid, Dortmund-Berghofen, Dortmund-Bodelschwingh und Dortmund-Barop.

Im Juli 1966 wurde vom Verein eine Satzung verabschiedet und beschlossen, ihn als "Club für Pony- und Pferdefreunde" beim Amtsgericht Dortmund eintragen zu lassen. Das Hauptanliegen des jungen Vereins bestand darin, ein geeignetes Gelände zu finden, auf dem eine Reitbahn und auch Stallungen errichtet werden konnten. Man wurde schließlich auf das Vereinsheim der "Naturfreunde" aufmerksam, den heutigen "Cranenhof." Das diesem umgebende Gelände war in einem völlig verwahrlosten und verwilderten Zustand. In dem Aufenthaltsraum hingen die Leitungen aus der Wand. Das Gelände gehörte der Stadt Dortmund, war aber noch für 5 Jahre an die "Naturfreunde" verpachtet. Nach monatelangem Tauziehen einigte man sich mit den Naturfreunden auf einen Kompromiss. Die Naturfreunde lösten den Pachtvertrag zu Gunsten des Clubs für Pony- und Pferdefreunde und behielten zunächst das Recht, ihre Monatsversammlungen im Clubraum des Vereins abzuhalten. Das Gelände konnte später von der Stadt Dortmund in Erbpacht erworben werden.

Im Gründungsjahr 1966 wurde der Club für Pony- und Pferdefreunde Mitglied in den zuständigen Dachverbänden, dem Provinzialverband westfälischer Reit- und Fahrvereine und den Kreisreiterverband Dortmund. Im Oktober 1966 beging der neu gegründete Club erstmals den "Tag des Pferdes". Er stand unter den damals hochaktuellen Motto "Das Pferd muss bleiben". Bei diesem ersten öffentlichen Auftreten veranstaltete der "Club" einen Umzug mit etwa 30 Pferden und Ponys, der von der Gaststätte Schaake durch die Lütgendortmunder Straßen führte. Für die Mitbürger war es ein Erlebnis, einmal wieder so viele Pferde in ihren Straßen zu sehen.

Der Verein hatte damals schon 50 Mitglieder. Im Frühjahr 1967 begannen die Vereinsmitglieder mit Hochdruck, an der Herrichtung des Reitgeländes zu arbeiten. Im ehemaligen Garten des "Cranenhofes" entstand die erste Reitbahn. Sie musste von einer Raupe planiert werden. Zu dieser Zeit betrug der Jahresbeitrag für ein Voll-Mitglied 24,— DM und für Familienmitglieder 5,- DM. Man kann sich vorstellen, dass die Finanzierung dieser nicht mit eigener Kraft durchzuführenden Arbeiten erhebliche Schwierigkeiten bereitete.

Im Sommer des Jahres 1967 wurde mit dem Reitbetrieb begonnen. Willi Jonas war der erste Reitlehrer des Vereins. Er erfüllte seine Aufgabe mit großem Eifer und völlig kostenlos. Die ersten Pferde zogen im Herbst des Jahres 1967 in die neuen Boxen neben der mittlerweile neu hergerichteten und verpachteten Vereinsgaststätte ein. Auch 1967 veranstaltete man wieder einen "Tag des Pferdes'. Besondere Attraktion war ein Pony auf dem Rücksitz eines offenen Mercedes. Die Veranstaltung fand bei strömenden Regen statt. Eine Dortmunder Tageszeitung brachte die Schlagzeile "Sie ritten trotz Sturm und Regen."


Zum Ende des Jahres war die Mitgliederzahl auf 80 angestiegen. Eine wahrhaft stolze Entwicklung. 1968 war es dann soweit. Im Sommer feierte man das erste Sommerfest. Am Samstag Mittag ging es los mit einem Umzug durch die Straßen Lütgendortmunds und Bövinghausens. Am Nachmittag füllten Dressur- und Springvorführungen aus, aufgelockert durch Schaureiten und Ponyspiele. Der Sonntag morgen gehörte der Pferdeschau mit der Vorstellung zahlreicher Pferde verschiedener Rassen. Der Star dieser Schau war der bekannte Warmbluthengst "Schwarzkünstler I". Am Nachmittag begeisterten dann die Reiter wieder die Zuschauer mit einer Mischung aus Schau und Sport. Ein weiterer "Knüller" dieses Sommerfestes war die Verlosung eines Ponyfohlens. Trotz strömenden Regens harrten die Zuschauer bis zum Schluss aus. Nach diesem, man kann ruhig sagen, großartigem Erfolg dieser Veranstaltung beschloss man, ein ähnliches Fest in jedem Jahr aufzuziehen. Man wollte den guten Kontakt zu den Mitbürgern pflegen und weiter verbessern.

Das Jahr 1969 brachte die ersten Früchte der sportlichen Arbeit und zum ersten Mal gingen Reiter des jungen Vereins auf Reitturnieren an den Start. Die ersten Turniererfolge wurden errungen.

Klaus Menkhaus erkämpfte die erste goldene Schleife für den Verein.

Was man schon lange wusste und nun immer dringender spürte, wurde zum großen, schier unüberwindlich scheinenden Problem: Eine Reithalle musste her. Ohne eigene Reithalle war kein geordneter Reitbetrieb möglich. Man war zu sehr witterungsabhängig. Die für den Turniersport so wichtige Winterarbeit fehlte. Guter Rat war teuer. Was sollte man tun? Ohne Geld ein so großes Projekt zu beginnen, schien unmöglich. Man trug sich mit dem Gedanken, einen Teil der "Scheune" als Reithalle auszubauen. Es wäre nichts Rechtes geworden und hätte doch eine Menge Geld gekostet. In dieser Situation war Gerhard Rühwald die Antriebskraft für den Bau einer neuen vorschriftsmäßigen Reithalle. Mit großem persönlichen Einsatz machte er es sich und seinen Vereinskameraden nicht immer leicht. Aber ohne fremde Hilfe schaffte man es, die für den Fortbestand und die Weiterentwicklung des Vereins so dringend nötige Reithalle zu bauen. Dem Reithallenbau war der Bau eines zweiten Stalles vorangegangen. Die Zahl der Pferde und Mitglieder stieg weiter an.

Mit Fertigstellung der Reithalle im Jahre 1971 wurde endlich auch im Winterhalbjahr ein regelmäßiger Unterricht möglich. Als Folge dessen stellten sich auch bald sportliche Erfolge ein. Man war nicht mehr der manchmal belächelte Außenseiter im Kreisreiterverband Dortmund. Man wurde akzeptiert und "gehörte dazu". Dies hatte seinen Grund aber auch darin, dass die Qualität des Pferdematerials sich erheblich verbesserte und der systematische Reitunterricht seine Früchte trug.

In der Zusammensetzung der Vereinsmitglieder vollzog sich mehr und mehr eine Umschichtung. Von einem reinen Hobbyclub hatte man sich zu einem sportlich ambitionierten Reiterverein gewandelt. Die Mehrzahl der Mitglieder wollte dies auch im Namen des Vereins ausgedrückt sehen.

So wurde im Jahre 1972 aus dem "Club für Pony- und Pferdefreunde, Dortmund-Lütgendortmund" der REITERVEREIN DORTMUND-WEST e.V.

Anfang 1974 konnte der Verein das ihm zur Verfügung stehende Gelände dadurch erheblich erweitern, dass er von der Stadt Dortmund ein mehr als 10.000 qm großes Grundstück langfristig pachtete, das als Turnierplatz hergerichtet wurde. Das nunmehr zur Verfügung stehende Gelände und die inzwischen erfolgte sportliche Weiterentwicklung ermöglichten es, im Jahre 1974 erstmals ein größeres Turnier auszurichten.

So fand im Spätsommer des Jahres 1974 als erste reitsportliche Großveranstaltung das Kreisjugendturnier des Kreisreiterverbandes Dortmund auf den Gelände des Reitervereins Dortmund-West statt.

Im Frühjahr 1975 wurde die wegen der immer größer werdenden Mitgliederzahl viel zu klein gewordene Vereinsgaststätte "Cranenhof" erheblich erweitert und neugestaltet. Im Juni des gleichen Jahres veranstaltete der Reiterverein Dortmund-West auf seinem Gelände einen Vergleichswettkampf zwischen der Reitgemeinschaft Ardey, dem Reiterverein Castrop-Rauxel, dem Reiterverein Dortmund-Bodelschwingh, dem Reiterverein Dortmund-Kirchlinde, den Reiterverein Schwerte und dem Reiterverein Dortmund-West. Auf dem Kreisturnier des Kreisreiterverbandes Dortmund 1975 in Dortmund-Süd konnte erstmals ein Reiter des Reitervereins Dortmund-West einen ganz großen Erfolg erringen.

Klaus Menkhaus wurde auf diesem Turnier Kreismeister in der Einzelwertung der Kreisvereinsmeisterschaft.

Im Oktober 1975 veranstaltete der Reiterverein Dortmund-West erstmals in seiner Reithalle eine große Reiter- und Pferdeschau zum "Tag des Pferdes", die bei rund 2.000 Besuchern sehr viel Anklang fand. Den Abschluss der Veranstaltungen dieses Jahres bildete ein großer Reiterball, der im festlichen Rahmen in der "Gesellschaft Harmonie" in Bochum stattfand.

1976 wurde der Verein 10 Jahre alt. Das Jubiläumsjahr stand zunächst im Zeichen eines weiteren Ausbaus der Reitanlagen. Der alte offene Reitplatz konnte zu einer bei jedem Wetter zu benutzenden Reitbahn umgebaut werden. Der große Turnierplatz wurde im Herbst dieses Jahres völlig umgestaltet und neu angelegt. Man konnte ferner zusätzlich ein Grundstück von 3.000 qm Größe langfristig von einem Nachbarn pachten, auf dem eine weitere offene Reitbahn angelegt wurde. Anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Reitervereins Dortmund-West war dieser von Kreisreiterverband Dortmund mit der ehrenvollen, aber auch mit sehr viel Arbeit verbundenen Ausrichtung des Kreisturniers des Kreisreiterverbandes betraut worden. Für dieses große Turnier waren 430 Pferde mit rund 1.400 Starts genannt worden. Diese Großveranstaltung wurde für den Reiterverein Dortmund-West in jeder Beziehung zu einem großartigen Erfolg.

Klaus Menkhaus konnte auf diesem Turnier seinen Sieg in der Einzelwertung der Kreismeisterschaft wiederholen , während seine Braut Martina Ricke in der Einzelwertung zweite wurde.


In der Mannschaftswertung belegte der Reiterverein Dortmund-West, der in der Mannschaftsmeisterschaft als einziger der 17 teilnehmenden Vereine mit zwei Mannschaften an den Start gegangen war, den 3. und den 6. Platz, Insgesamt holten die Reiter und Reiterinnen des Reitervereins Dortmund-West auf diesem Jubiläumsturnier nicht weniger als 6 Siege, 4 zweite Plätze und 32 weitere Placierungen. Einen weiteren großen Erfolg konnten die jungen Reiterinnen und Reiter des Reitervereins Dortmund-West im Jahre 1976 auf dem Kreisjugendturnier des Kreisreiterverbandes in Dortmund-Barop erringen. Sie wurden dort Sieger in der Mannschaftswertung und konnten sich auch in der Einzelwertung hervorragend placieren. Aber auch auf zahlreichen weiteren Turnieren holten die Reiter von Dortmund-West im Jubiläumsjahr eine große Anzahl von Siegen und hervorragenden Placierungen, so daß dieses Jahr sportlich ganz besonders erfolgreich war. Im Oktober 1976 veranstaltete der Reiterverein Dortmund-West zum "Tage des Pferdes" wieder eine große Pferde- und Reiterschau , bei der etwa 90 Pferde und noch mehr Reiterinnen und Reiter, teilweise in historischen Uniformen und Kostümen, mitwirkten. Diese etwa 3-stündige Non-Stop-Schau riss die Zuschauer - nach der Presse sollen es fast 3.000 gewesen sein - immer wieder zu großem Beifall hin. In November fand dann wieder im festlichen Rahmen in der "Gesellschaft Harmonie" in Bochum der große Reiterball des Reitervereins Dortmund-West statt, auf dem mehr als 250 Mitglieder und Freunde des Vereins bis in die frühen Morgenstunden ein rauschendes Fest feierten. Nach dem inzwischen abgeschlossenen Ausbau der Außenanlagen steht den Aktiven ein Gesamtgelände von 23.000 qm zur Verfügung.

Die Mitgliederzahl ist 1977 inzwischen auf rund 320 angewachsen, von denen ein im Vergleich zu anderen Reitervereinen überdurchschnittlich hoher Anteil aktiv den Reitsport ausübt. Das Jahr 1977 hat jedoch gezeigt, dass auch die anderen Vereine nicht geschlafen haben. Es wird daher weiteren unermüdlichen Trainings bedürfen, um innerhalb des Kreisreiterverbandes Dortmund auch in Zukunft an der Spitze mitreiten zu können. Deshalb wird die besondere Aufmerksamkeit des Vereins der noch intensiveren und besseren Ausbildung seiner zahlreichen aktiven Reiter gelten müssen. Bei all dem aber sollte man eines nicht vergessen, nämlich dass die Reiterei nur ein Sport, und war ein schöner Sport ist, vielleicht der schönste überhaupt. Der Ehrgeiz einzelner Reiter und vor allem einzelner Reiter-Eltern sollte nicht so weit gehen, daß hierunter die Reiterkameradschaft leidet. Die Reiterei soll und muß das bleiben, was sie ist, die herrlichste Nebensache der Welt.

Nachwort

Mit dem Jahr 1977 endet die sehr interessante Berichterstattung von Paul Menkhaus über die Entstehung und Weiterentwicklung des Reitervereins Dortmund-West und man darf wirklich staunen, was die Leute vor uns in ihrer Zeit zustande gebracht haben, nicht nur was das Reiten selbst anbelangte, sondern auch auf welch hohem Niveau insgesamt am Reiterverein Dortmund-West gelebt wurde. Das sollte uns nachdenklich stimmen. Und sein zutiefst zutreffendes Fazit am Ende seines Berichtes hat bis auf den heutigen Tag nichts, aber wirklich auch gar nichts, von seiner Gültigkeit verloren.